Was ist Skeuomorphismus?

Skeuomorphismus ist ein Designkonzept, bei dem Elemente aus der realen Welt digital nachgebildet werden. Das Ziel ist es, durch vertraute visuelle Hinweise die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Im Webdesign bedeutet dies, dass Schaltflächen, Symbole und andere Elemente so gestaltet sind, dass sie wie ihre physischen Gegenstücke aussehen und sich anfühlen.

Bekannte Beispiele für skeumorphe Grafiken sind der Papierkorb als Symbol auf dem Desktop oder das Warenkorb-Symbol beim Einkauf im Online-Shop. Wir verstehen die Funktion intuitiv, weil uns die Dinge aus der realen Welt vertraut sind.

Der Begriff Skeuomorphismus setzt sich aus den griechischen Wörtern „skeuos“ (Behälter oder Werkzeug) und „morphe“ (Form) zusammen.

Warum wird Skeuomorphismus eingesetzt?

Der Hauptgrund für den Einsatz von Skeuomorphismus im Webdesign ist die Verbesserung der User Experience (UX). Indem man Elemente verwendet, die den Nutzern bereits vertraut sind, erleichtert man ihnen die Interaktion mit der Website oder App. User finden sich intuitiv zurecht. Zum Beispiel sehen Schaltflächen oft wie physische Knöpfe aus.

Im Gegensatz zum sogenannten Flat Design kann skeuomorphisches Design nostalgische Gefühle hervorrufen und eine emotionale Verbindung zu den Nutzern herstellen. Ein Kalender im Lederbuch-Look wirkt beispielsweise vertraut und einladend. Wenn Sie sich mit Ihrem Unternehmen an eine ältere Zielgruppe richten, kann Skeuomorphismus den Zugang zu Funktionen und Bedienung erleichtern.

Wie setzt man Skeuomorphismus im Webdesign um?

Um Skeuomorphismus effektiv in Ihr Webdesign zu integrieren, sollten Sie diese Punkte beachten:

  • Identifizieren Sie vertraute Objekte: Überlegen Sie, welche physischen Gegenstände sich für die Funktionen Ihrer Website eignen. Eine Musik-App könnte zum Beispiel Regler und Knöpfe im Stil eines Mischpults verwenden.
  • Achten Sie auf Details: Skeuomorphe Designs leben von realistischen Details wie Texturen, Schattierungen und Highlights. Nutzen Sie diese Effekte, um die Illusion von Dreidimensionalität und Greifbarkeit zu erzeugen.
  • Bleiben Sie konsistent: Wenden Sie den skeuomorphen Stil durchgängig auf alle Elemente Ihrer Website an. Eine einheitliche visuelle Sprache trägt zu einem stimmigen Gesamteindruck bei.
  • Testen Sie die Usability: Stellen Sie sicher, dass die skeuomorphen Elemente die Benutzerfreundlichkeit tatsächlich verbessern und nicht beeinträchtigen. Führen Sie Usability-Tests durch, um die Wirksamkeit Ihres Designs zu überprüfen.
  • Verwenden Sie Skeuomorphismus mit Maß: Übertreiben Sie es nicht. Ein Zuviel kann überladen wirken und von den eigentlichen Inhalten ablenken. Setzen Sie den Stil gezielt und sparsam ein.

Was sind die Grenzen des Skeuomorphismus?

Skeuomorphe Elemente benötigen oft mehr Platz als minimalistische Alternativen. Auf kleinen Bildschirmen oder in responsiven Designs kann das zu Problemen führen.

Oft haben detaillierte skeuomorphe Grafiken eine größere Dateigröße als einfachere Designs. Das kann die Ladezeiten der Website verlängern und die User Experience beeinträchtigen.

Weil das Design an die Erscheinung realer Objekte gebunden ist, kann das die gestalterische Flexibilität einschränken und innovative Interfacekonzepte erschweren. Kurz: Die Gestaltung stößt an ihre Grenzen, wenn es kein analoges Gegenstück gibt.

Manche skeuomorphe Metaphern können mit der Zeit überholt wirken. Jüngere Nutzer haben vielleicht nie einen Kassettenrekorder benutzt und verstehen entsprechende Anspielungen nicht.

Außerdem können zu viele oder zu detaillierte skeuomorphe Elemente von den eigentlichen Inhalten und Funktionen der Website ablenken.

Wegen der Nachteile sollten Sie Skeuomorphismus mit Bedacht einsetzen. In manchen Fällen kann ein minimalistischer oder Flat Design-Ansatz die bessere Wahl sein.

Skeuomorphismus im Wandel der Zeit

Skeuomorphismus war vor allem in den frühen 2010er Jahren ein vorherrschender Designtrend. Seitdem haben sich unterschiedliche Stile entwickelt, die realistische und abstrakte Elemente miteinander kombinieren.

Ab etwa 2013 gewann der gegenteilige Ansatz des Flat Design an Popularität. Dabei werden Schattierungen, Texturen und andere realistische Details bewusst weggelassen. Stattdessen setzt man auf eine flache, minimalistische Ästhetik.

Google führte 2014 sein Material Design ein – ein Kompromiss zwischen Skeuomorphismus und Flat Design. Dabei werden realistische Lichter und Schatten verwendet, aber auf fotorealistische Texturen verzichtet.

In jüngster Zeit hat sich mit Neumorphismus ein neuer Trend entwickelt. Dabei werden weiche Schatten und Highlights eingesetzt, um Elemente sanft vom Hintergrund abzuheben. Das Ergebnis wirkt plastisch, aber zugleich minimalistisch.

Sollte ich Skeuomorphismus für mein Unternehmen einsetzen?

Ob und wie stark Sie skeuomorphe Elemente einsetzen, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Hier sind einige Fragen, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen können:

  • Passt Skeuomorphismus zur Identität meiner Marke?
  • Erleichtert das Design meinen Nutzern die Interaktion mit der Website?
  • Lenkt die Gestaltung vom eigentlichen Inhalt und Zweck der Website ab?
  • Gibt es Alternativen, die besser funktionieren könnten?
  • Wie wirkt sich Skeuomorphismus auf Performance und Ladezeiten aus?

Fazit

Skeuomorpisches Design gilt zwar als überholt, aber unter bestimmten Umständen kann es für Sie als Unternehmen ein interessanter Ansatz sein. Testen Sie unterschiedliche Ansätze und holen Sie sich Feedback von Ihren Nutzern. So finden Sie heraus, was für Ihre spezifische Website und Zielgruppe am besten funktioniert.

Denken Sie daran: Skeuomorphismus ist ein Werkzeug – kein Selbstzweck. Setzen Sie das Design gezielt und mit Bedacht ein, um das Nutzererlebnis zu verbessern und Ihre Marke zu stärken. Mit dem richtigen Maß an skeuomorphen Elementen können Sie Ihre Website ansprechender, intuitiver und einprägsamer machen.